Poker: Den Gegner lesen können

by | Jul 31, 2018

Neben dem mathematischen Aspekt des Pokerns ist der Psychologische der wohl noch wichtigere, den es zu beherrschen gilt um wirklich gut Poker zu spielen. Hierbei unterscheidet sich der Pokerabend bei Freunden oder das Spielen im Casino natürlich enorm vom Onlinepokern. Die meisten der hier angesprochenen Aspekte können beim Onlinepoker nicht greifen und sind beim online spielen zu vernachlässigen.

Laut David Sklansky ist folgendes die grundlegende Theorie des Pokers:

“Every time you play a Hand differently from the Way you would have played it if you could see all your opponents cards they gain; and every time you play the same way you would have played it if you could see all their cards, they lose.

Conversly every time opponents play their hands differently from the way they would have if they could see all your cards, you gain; an every time they play their hands the same way they would have played if they could see your cards, you lose“

Daraus folgt, wer das Blatt seiner Gegner kennt, wird auf lange Sicht gewinnen. Das Problem springt einem sofort ins Auge: wir kennen nicht alle Karten unserer Gegner.

Was man aber versuchen kann, ist sich dem Blatt seines Gegners anzunähern um somit sein eigenes Spiel zu verbessern.

Schon bevor ihr euch an einen Pokertisch setzt, solltet ihr eure Gegner beobachten, während des Spiels umso mehr und auch dann, wenn ihr nicht aktiv an einer Runde beteiligt seid. Versucht herauszufinden, welche Art Spieler mit euch am Tisch sitzen. Seid ihr umgeben von aggressiven Spielern, die fast jedes Blatt spielen und sehr oft schon vor dem Flop erhöhen? Oder sitzen sehr tighte Spieler mit euch am Tisch die grundsätzlich nur Top Startblätter wie AA, AK, KK, QQ, KQ etc. spielen?

Sobald ihr diese grobe Einschätzung vornehmen könnt, habt ihr bereits einen Vorteil. Jede Kleinigkeit die ihr über eure Gegner herausfinden könnt, kann euch letztlich helfen als Sieger vom Tisch aufzustehen.

Um Spieler „lesen“ zu können und somit einschätzen zu können, was sie auf der Hand haben könnten bedarf es allen voran sehr viel Erfahrung. Spielt also nicht zu früh an Tischen mit hohen Einsätzen, eure Erfahrung könnt ihr meistens recht günstig machen, ohne große Summen Geld zu riskieren.

Eine weitere Methode das Blatt des Gegner einschätze zu können, ist es schlicht die Blätter auszuschließen die er auf keinen Fall haben wird. Zieht dabei das Setzverhalten euere Gegner mit ein um euch ein Bild zu verschaffen und verfolgt jedes Spiel aufmerksam.

Wenn euer Gegner im Turn viel setzt, obwohl die dort gefallene Karte ihm eurer Meinung nach kaum geholfen haben kann, dann geht das Spiel noch mal von Anfang an durch. Wie hat sich der Spieler vor dem Flop verhalten? Hat er nur gecallt oder von Anfang an gesetzt/erhöht? Auf welcher Position sitzt der Spieler? Inwiefern könnte ihm die Karte doch helfen bzw. könnte die Karte ihm weitere Outs für ein besseres Blatt mit dem River gegeben haben?

Andererseits muss man sich auch Fragen, ob der Turn vielleicht anderen Spielern einen Flush oder Straight Draw geben könnte und der Spieler mit seinem Pärchen den Pot jetzt gewinnen will und die anderen Spieler die auf ein Draw Blatt haben, folden sehen möchte um zu verhindern, dass diese mit dem River die richtige Karte bekommen und ihn im Showdown schlagen.

Versucht euch also immer zu Fragen warum euer Gegner in diesem Moment callt, erhöht oder nur mitgeht. Bei dieser Frage ist auch wieder die Einschätzung des Spielertyps relevant. So wird ein aggressiver Spieler eher in einer späten Position bluffen als ein zurückhaltender, konservativer Spieler.

Auf der anderen Seite ergeben sich daraus für das eigene Spiel einige Richtlinien. Gebt euren Gegner keine Möglichkeit einzuschätzen welche Karten ihr auf der Hand habt. Denn nur so könnt ihr eure Gegner dazu verleiten Fehler zu machen.

Lasst durch euer Verhalten keine Rückschlüsse auf eure Karten zu. Versucht auch -zumindest als Anfänger- nicht eure Gegner und deren Einschätzung durch euer Verhalten zu manipulieren. Theatralisches und unechtes Verhalten wird schnell wahrgenommen und entsprechend interpretiert, also haltet euch von solchen Manipulationsversuchen fern.

Auch euer Setzverhalten darf keine Rückschlüsse auf eure Karten zulassen. Spielt eure Asse, Strassen oder Flushs immer etwas anders, um euren Gegnern nicht unnötige Informationen zukommen zu lassen. Vielleicht mag sich dadurch nicht aus jeder Situation das maximale herausholen lassen, doch das Ziel ist es auf lange Sicht Gewinne zu machen und nicht einen einzigen großen Pot zu kassieren.

Wichtig !

Letztlich gilt noch zu sagen, dass nicht alles, was hier empfohlen wird bei schlechten Spielern funktioniert. Denn ihr könnt nur Rückschlüsse auf das Verhalten eines Gegners erhalten, wenn der Gegner selber einen klaren Grund hat und sich bewusst zu diesem Verhalten entschieden hat. Anfänger spielen oft ziemlich durcheinander und unstrukturiert. Sie spielen zu viele Karten raisen, und callen an unmöglichen Stellen und haben dann manchmal, dass fast Sprichwörtliche Anfängerglück.

Spielt gegen Anfänger etwas konservativer als sonst, minimiert eure Verluste, kümmert euch nicht um kleinere Pötte und spielt nur mit, wenn euer Atem lange genug ausreicht (Bankroll). Auf lange Sicht werdet ihr genügend gute Blätter bekommen um eure Gegner auszunehmen.