Ist Poker ein Geschicklichkeits- oder ein Glücksspiel?

by | Feb 17, 2023

Ist Poker ein Geschicklichkeits- oder ein Glücksspiel? Die Frage ist für einen passionierten Poker-Spieler im ersten Moment vielleicht unwichtig, hat aber beim genauen Betrachten durchaus ihre Wichtigkeit. Von der Poker-Einstufung als Geschicklichkeits- oder als Glücksspiel hängen in der Praxis die unterschiedlichsten Folgen ab. Wir haben uns folgend genauer mit der Thematik beschäftigt und können direkt voranstellen, dass man die Frage – Ist Poker ein Geschicklichkeits- oder ein Glücksspiel – unterschiedlich beantworten kann.

Poker: Geschicklichkeitsspiel oder Glücksspiel – die Rechtsgrundlage

Wissen sollte man, dass die Frage, ob Poker ein Geschicklichkeits- oder ein Glücksspiel ist, in Deutschland bereits im Recht eigentlich recht eindeutig beantwortet ist. Die Grundlage hierfür bildet ein reichsgerichtliches Urteil aus dem Jahre 1906, in dem Poker als Glücksspiel ähnlich Casinos wie Casino777 angesehen wird. Es wird angenommen, dass beim Texas Holdem – der Variante, in der die Pokerturniere in der Regel gespielt werden – sowohl Zufalls- als auch Geschicklichkeits-Elemente über Sieg oder Niederlage entscheiden. Laut deutscher Ansicht überwiegt der Zufall, also das Glück. Ergo, Poker ist ein Glücksspiel, möge man meinen.

Die Folgen für die Praxis

Legt man rein das Gesetz zugrunde ergeben sich aus der Gesetzeslage zwei Folgen. Erstens darf Poker in Deutschland nur von lizenzierten Glücksspielunternehmen angeboten werden, was auch für das Online Poker gilt. Wer als privat und ohne Erlaubnis Pokerturniere bzw. Poker-Veranstaltungen durchführt, macht sich strafbar.

Der zweite wichtige Punkt ist die steuerliche Einordnung. Alle Glücksspielgewinne sind in Deutschland steuerfrei. Für die Pokergewinne müssen also keine Steuern ans Finanzamt abgeführt werden. Auch hier können wir erst einmal nur sagen, möge man meinen.

Richter sehen Poker als Geschicklichkeitsspiel

Die Grundlage, die wir gerade beschrieben haben, wurde in den zurückliegenden Jahren nun aber von mehreren Gerichtsentscheidungen mehr oder weniger aus den Angeln gehoben. Genau ging es in den Verfahren darum, dass Pokerprofis, die ihren Lebensunterhalt mit dem Spiel verdienen, vom Finanzamt zur Zahlung von Steuern aufgefordert wurden. Vor Gericht kam es dann zum Showdown, wobei die Richter abermals die Frage zu beantworten hatten – ist Poker ein Geschicklichkeits- oder ein Glücksspiel.

Die Gerichte kamen dabei zu einem Urteil, welches von der bisherigen Ansicht abweicht. Bei Poker-Profis sei davon ausgehen, dass die Geschicklichkeit überwiegt. Mit klugen Einsätzen und der richtigen Spielstrategie kann das Game am Poker-Tisch beeinflusst werden. Wer dauerhaft erfolgreich Poker spielt, hat mitnichten nur Glück, er hat Können. Und genau dieses Können und die Poker-Qualität der Spieler haben in den Urteilen schlussendlich zur Steuerpflicht, also der Einordnung als Geschicklichkeitsspiel geführt.

Aus dem Urteil folgt aber nicht zwangsläufig, dass jeder Pokerspieler auf seine Gewinne Steuern zu zahlen hats. Die Richter haben in der Urteilsbegründung die Abgabepflicht lediglich auf die Spieler begrenzt, die professionell mit dem Pokern ihren Lebensunterhalt verdienen und keiner anderen Beschäftigung nachgehen. Dreht da man das Urteil kleinlich in Richtung Geschicklichkeitsspiel, könnte Poker in Deutschland nicht mehr als verbotenes Glücksspiel gesehen werden, sprich die Organisation von Turnieren wäre ohne Genehmigung erlaubt. Dies ist aber natürlich nicht eingetreten, obwohl sich einige Beschuldigte in entsprechenden Verfahren genau auf diesen Fakt berufen. Fazit: Bei der Frage, ob Poker ein Geschicklichkeits- oder ein Glücksspiel ist, bleibt es maximal unübersichtlich. Der Einzelfall ist entscheidend.

So wird Poker in Österreich gesehen

Als eine wirkliche Überraschung kann das Urteil der Richter aber nicht gesehen werden. Ein Blick nach Österreich und in einige andere europäische Länder zeigt, dass Deutschland mit Poker Glücksspiel-Einstufung ziemlich allein steht. In Österreich wird Poker seit jeher als Geschicklichkeitsspiel gesehen, verbunden mit einer entsprechenden Einkommenssteuerpflicht. Andere EU-Staaten haben in den zurückliegenden Jahren nachgezogen und ihre Gesetze entsprechend angepasst.

Poker als Glücks- oder als Geschicklichkeitsspiel: Die wissenschaftliche Einordnung

Im deutschen Glücksspielvertrag, Paragraf 3, Absatz 1 wird das Glücksspiel sehr, sehr schwammig definiert. Zitat: „Ein Glücksspiel liegt vor, wenn im Rahmen eines Spiels für den Erwerb einer Gewinnchance ein Entgelt verlangt wird und die Entscheidung über den Gewinn ganz oder überwiegend vom Zufall abhängt.“ Jeder gute Rechtsanwalt kann aus der Formulierung die unterschiedlichsten Schlussfolgerungen fürs Pokerspielen ableiten.

Forscher der Universität Heidelberg haben in einer Studie versucht, Licht ins Dunkel zu bringen. Sie haben mehrere Spiele untersucht und diese miteinander verglichen, unter anderem Skat, Schach und eben Poker. Skat wurde von den Gerichten 1951 übrigens als Geschicklichkeitsspiel eingestuft, obwohl es ebenfalls dem Zufall überlassen ist, welche Karten man auf die Hand bekommt. Die Fachleute der Uni haben die Spiele anhand der Elo-Werte eingestuft, die Aufschluss über das Geschick gibt.

Im Ergebnis hat der Studie ist zu lesen, dass Poker bei Anfängern vornehmlich auf Glück beruht. Der Zufall ist entscheidend. Bei Poker-Profis sieht es anders aus. Werden zum Beispiel über 100 Pokerpartien am Stück gespielt, nimmt im Gesamtergebnis dann die Geschicklichkeit den Vorrang ein.