Grundlagen des Poker – Pot Odds:

by | Jul 31, 2018

Spieler können oft errechnen, oder ahnen zumindest, mit welcher Wahrscheinlichkeit sie die beste Hand haben werden. Wenn Sie AA haben und jemand anders vor dem Flop zum Beispiel QQ, werden Sie das gegebene Spiel mit einer Wahrscheinlichkeit von 82% gewinnen.

Manche Spieler vergessen während des Spiels die Pot Odds, also das Verhältnis, das der Pot bietet, oder sind sich deren gar nicht bewusst. Während die ihren oder die gegnerischen Karten nicht beeinflusst werden können, können Sie auf die Höhe ihrer Wetten Einfluss nehmen, und daher auch, wie viel Geld im Pot ist und wie viel gerade hinzugefügt wird. Meiner Meinung nach ist dies das Wichtigste überhaupt im Poker.

Als Beispiel nehmen wir die folgende Situation. Sagen wir, Sie spielen ein einfaches Sit and Go mit zehn Spielern. Das Spiel hat gerade begonnen, Sie halten A9 (suited) und auf dem Tisch liegt bereits  368J (zwei Karten haben ihre Farbe). Der Gegner hält wohl etwas wie AQ oder AK (Offsuit). Bei welchen Bedingungen callen Sie ein gegnerisches Raise, wenn im Pot bereits 500 Chips sind? Errechnen Sie dies mit Hilfe unseres Rechners, den Sie hier finden.

  1. raise 50
  2. raise 100
  3. raise 250

Zunächst sollten Sie errechnen, wie hoch ihre Gewinnchance ist. Im Stapel sind 13 Karten einer Farbe, insgesamt 52 Karten. Da Sie und der Gegner je zwei halten und vier auf dem Tisch sind, bleiben also im Stapel noch 44 Karten. Aus ihrer Farbe bleiben (sollte der Gegner keine halten) 9 Karten. Die Wahrscheinlichkeit, dass die letzte Karte auf dem River die ihrer Farbe sein wird ist daher 9/44, also ca. 20% (in Wirklichkeit ist die Wahrscheinlichkeit etwas höher, ca. 27%, da auf dem River auch eine 9 kommen kann, aber davon sehen wir ab). Der Gegner wird diese Hand also in 80% der Fälle gewinnen. Macht es also Sinn, sein Raise zu callen?

Poker ist in Wirklichkeit eine Wette auf das Resultat des Spiels.

In Beispiel a) setzen Sie 50 Chips und können 550 gewinnen. Es handelt sich also um ein Verhältnis von 50:500, was 1:11 ist. Mit anderen Worten, Sie können genau 11x so viel gewinnen. Wie wir bereits wissen ist ihre Gewinnchance 20%. Aus 100 dieser Spieler gewinnen Sie 20. Ihr Profit sind somit 20×550, also 11000 Chips. Gleichzeitig verlieren Sie aus 100 Spielen 80 und ihr Verlust sind also 80×50, also 4000 Chips. Aus diesem Beispiel geht hervor, dass Sie ein Raise von 50 in diesem Fall sicherlich callen sollten.

Wie ist es im Beispiel b) bei einem Raise von 100? Sie setzen 100 und ihr Gewinn kann 600 sein (vergessen Sie nicht, dass Sie in die Rechnung auch das momentane Raise des Gegners einbeziehen müssen), das heißt es handelt sich um ein Verhältnis von 1:6. Ihre Chance bleibt bei 20%. Der Gewinn ist also 20×600, der Verlust ist 80×1000, was immer noch 4000 Chips im Plus sind.

Das letzte Beispiel c) ist ein Raise von 250. Sie setzen 250 und ihr Gewinn kann 750 sein. Ein potentieller Profit wäre also 20×750 und der Verlust wäre 80×250, was 5000 im Minus sind. Diese Analyse veranschaulicht also, dass es sich lediglich im Falle c) nicht lohnt, zu callen.

Während des Spiels können wir diese Rechnungen natürlich nicht durchführen. Es reicht aber, wenn Sie ihre Chancen abschätzen können und sie mit den Pot Odds vergleichen. Wenn ihre Gewinnchance höher sind, als die Pot Odds, sollten Sie callen.

Implied Pot Odds

Kommen wir noch einmal auf das vorherige Beispiel zurück und zwar konkret zur Variante c). Hier haben wir geschätzt, dass aus 100 Spielen ihr Verlust ca. 4000 Chips wären. Ist dem allerdings wirklich so?

Sagen wir, Sie werden in dieser Situation immer callen. Falls die Farbe auf dem River nicht kommt, werden Sie nicht weiter setzen und werden auf eine Wette des Gegners folden. Wenn allerdings die Farbe kommt, können Sie wetten oder raisen und noch weitere Chips vom Gegner bekommen. Nach ihrem Call sind im Pot 1000 Chips. Sie haben eine bessere Hand als der Gegner und wollen daher noch etwas hinzubekommen.

Sie stehen vor der Frage, welches Wette der Gegner callen wird. Der Einfachheit wegen nehmen wir an, dass der Gegner in 75% der Fälle eine  Wette von 200 Chips callen wird.

Unsere Rechnung ist nun wie folgt: ein Gewinn ist 20x(750+0,75×200)= 15 000 + 3 000. Der Verlust bleibt gleich, 80×250 = 20 000. Wir machen daher noch immer einen Verlust, aber einen kleineren.

Aus diesem Beispiel können Sie sehen, dass Sie bei der Errechnung von Pot Odds auch Implied Odds in Betracht ziehen sollten, das heißt nicht nur den momentanen Call aber auch die Entwicklung der weiteren Einsätze.

Der Vergleich von Pot Odds mit ihrer Gewinnchance sollte für Sie zur Routine werden. Dabei sollten Sie sich allerdings daran erinnern, dass wenn Sie eine Wette callen und hinter ihnen noch jemand spielt, es nicht möglich ist die Odds korrekt zu ermitteln und die Lage etwas unsicherer ist.

Zum Schluss will ich noch auf eine relativ gängige Situation aufmerksam machen. Manche Beginner raisen vor dem Flop manchmal nur auf 2x den Big Blind. Dabei geben sie ihnen, wenn sie auf dem Big Blind sind, sehr gute Pot Odds. Oftmals tun sie dies, weil sie einen call wollen, da sie eine gute Hand haben (z.B. AA, KK). Wenn Sie ein ungewohnt kleines Raise sehen, sollten Sie also die Ohren spitzen…