Neue Glücksspiellizenzen in der Schweiz – mehr Online Möglichkeiten und neue Dependancen

by | Mrz 8, 2024

Was Roulette, Spielautomaten und Blackjack betrifft, geht die Schweiz bereits seit langem ihren ganz eigenen Weg, der schon immer durch sehr strenge Einschränkungen seitens der Regierung bestimmt war. Besser gesagt, herrscht in der Schweiz ein staatliches Glücksspielmonopol, wodurch von Natur aus sehr klar begrenzte Rahmenbedingungen gelten und der freie Wettbewerb nicht so möglich ist wie in anderen Ländern.

Währenddessen sieht die Situation in den Nachbarländern und vielen weiteren Industriestaaten zum Teil liberaler aus, weil das ständig steigende Online-Angebot schwer einzudämmen ist und man sich daher wenigstens um eine gewisse Kontrolle der Casinobetreiber und die Sicherung des Spieler- und Jugendschutzes bemüht. Eine gute Weile bestand die Hoffnung, dass der Schweizer Bundesrat für die Zeit ab 2025 ebenfalls einer Öffnung des Marktes zustimmen könnte. Nachdem der Entscheid nun durch ist, zeigt sich, dass dies nicht der Fall ist.

Dennoch gibt es einige Neuerungen, über die sich alle freuen dürften, die gerne Online Poker spielen oder ihr Glück an den bunten Slots versuchen. Wir erklären hier, wie sich die Casinolandschaft in der Schweiz künftig gestalten wird.

Welche Veränderungen durchläuft die Glücksspielbranche?

Auch wenn landbasierte Spielbanken nach wie vor einen großen Reiz auswirken, eine wichtige touristische Einnahmequelle darstellen und unvergleichliche Abendunterhaltung bieten, ist die Konkurrenz von Spielanbietern im Netz nun einmal eine Tatsache. Online-Glücksspiel boomt seit einigen Jahren enorm und verzeichnet unglaubliche Umsatzzahlen.

Auch wenn man die Nachfrage für gesättigt halten könnte, ist der Trend weiterhin eindeutig steigend und erklärt, warum es umfassender Regelungen der digital angebotenen Glücksspielplattformen bedarf. Fakt ist nämlich, dass viele ausländische Anbieter in Deutschland oder auch der Schweiz Kunden für sich gewinnen möchten, ohne dass die erforderliche rechtliche Grundlage dafür vorliegt. Anstatt über eine inländisch vorgeschriebene Lizenz zu verfügen, agieren diese Betreiber häufig mit EU-Lizenzen, die beispielsweise auf Malta ausgestellt wurden.

Dadurch lassen sich Kundenrechte viel schwieriger einklagen. Zudem tummeln sich natürlich auch schwarze Schafe unter der Vielzahl von Anbietern, die Spieler lediglich um ihre Geldeinsätze bringen, jedoch zu keiner Zeit Auszahlungen vornehmen. Diese illegalen Angebote einzudämmen oder gar komplett auszuschalten, ist nicht einfach. Zudem handhabt jede Regierung das Thema total unterschiedlich.

Welche Regelungen gelten in den Nachbarstaaten?

Ein Blick über den Tellerrand zeigt, dass auch Deutschland und Österreich sehr bemüht sind, diese erwähnten Betreiber mit EU-Lizenz fernzuhalten. Erst recht, seitdem es immer mehr juristische Forderungen gibt, die ins Leere laufen und die Nutzer handlungsunfähig zurücklassen, obgleich die abgeschlossenen Glücksspielverträge gelten und somit ein Recht auf Erstattung besteht.

Deutschland vergibt seit nunmehr 2,5 Jahren eigene staatliche Konzessionen, welche die Grundlage für den legalen Betrieb ihrer Casinoseiten darstellen. Diese sind an fixe Konditionen gebunden, die ihrerseits im Rahmen eines aufwändigen Lizenzierungsprozesses eingehend überprüft werden. Eine Bedingung ist übrigens, dass alleinig Slots angeboten werden, weshalb beispielsweise Online-Poker-Games komplett auf andere Betreiberseiten ausgelagert wurden.

In Österreich ist dieses ganze Prozedere gar nicht erst vonnöten – denn hier darf per se lediglich Win2day legales Glücksspiel im Internet betreiben, das seinerseits zur Unternehmensgruppe Casino Austria gehört und damit sämtliche Einnahmen in den gleichen Topf fließen lässt.

Wie gestaltet sich die Glücksspielsituation in der Schweiz aktuell?

Auch die Schweiz setzt ganz ähnlich wie Österreich auf ein Monopolsystem, wenn es um Einnahmen aus dem Glücksspielbereich geht. Daher existieren auch keine privat geführten landbasierte Spielcasinos, sondern lediglich 21 Spielbanken im Land, die allesamt eine offizielle Konzession der Eidgenössischen Spielbankenkommission (ESBK) besitzen, deren Gültigkeit jedoch Ende 2024 ausläuft.

Diese Häuser sind in Baden, Bad Ragaz, Basel, Bern, Courrendlin, Crans-Montana, Davos, Granges-Paccot, Interlaken, Locarno, Lugano, Luzern, Mendrisio, Meyrin, Montreux, Neuenburg, Pfäffikon, Schaffhausen, St. Gallen, St. Moritz sowie in Zürich ansässig. Seit 2019 haben alle 21 Spielbanken dank einer entsprechenden Konzessionserweiterung die Option, im Rahmen ihrer Betriebserlaubnis auch eigene Online-Seiten zu betreiben, was übrigens auf einem 2018 erfolgten Volksentscheid basiert.

Allerdings machen bis dato nur 11 Casinos tatsächlich davon Gebrauch, darunter unter anderem die Casinos in Baden, Davos, Lugano, Interlaken und St. Gallen. Darüber hinaus gibt es keine legale Option, digitale Glücksspielseiten für den Schweizer Markt anzubieten. Mehr noch – es gibt sogar eine Blacklist aller illegalen Seiten, deren Domains von Schweizer Browsern automatisch blockiert werden.

Welche Veränderungen werden ab 2025 wirksam?

Aufgrund der erwähnten Konzessionserweiterung ist es für Anbieter aus dem Ausland nicht möglich, ihre Services in der Schweiz zu vertreiben. Doch natürlich gibt es Schlupflöcher und so muss man ehrlicherweise einräumen, dass versierte Zocker längst Wege gefunden haben, die technischen Hürden zu umschiffen und dennoch auf illegale Seiten zu zocken. Das zeigt deutlich, dass die Nachfrage mit dem seither begrenzten staatlichen Angebot nicht ausreichend abgedeckt werden kann und es hier weiterer zugelassener Plattformen bedarf.

Um diesen den Weg zu ebnen, hat der Bundesrat nun basierend auf den Empfehlungen der ESBK neue Konzessionen und zugehörige Erweiterungen für die Zeit von 2025 bis 2044 bewilligt und an die Häuser verteilt, deren Gesuche den Vorgaben entsprachen. Künftig werden 12 Spielbanken im Online-Geschäft aktiv sein, außerdem kommt ein weiteres landbasiertes Casino hinzu und erhöht die Gesamtsumme somit auf 22. Während das Casino in Schaffhausen mit Auslaufen der Konzession seine Pforten schließen wird, werden in Lausanne und Winterthur zwei neue Standorte eröffnet.

Die Veränderung fällt damit deutlich moderater aus, als erwartet, obgleich es darüber hinaus weitere Gesuche gab, denen aus verschiedenen Gründen nicht stattgegeben wurde. Daher scheinen die gemachten Zugeständnisse das Maximum dessen darzustellen, was man aktuell zu erhoffen vermag.

Wer profitiert in erster Linie von diesen Neuerungen?

Wenn man sich das Machtgefüge im Schweizer Glücksspielmarkt etwas genauer ansieht, wird schnell deutlich, dass hier vor allem der Schweizer Staat in seiner Sonderrolle eine Schlüsselfunktion einnimmt. Denn er betreibt die staatlichen Casinos nicht nur selbst und profitiert finanziell davon, sondern ist auch offiziell für deren Kontrolle verantwortlich.

Damit dürfte auch klar sein, dass weitere Reformen sich sehr schwierig gestalten werden, weil selbstverständlich immer staatliche Interessenkonflikte entstehen, die nicht so problemlos aufzulösen sind. Abgesehen vom Schweizer Staat haben jedoch auch andere Beteiligte etwas von den anstehenden Änderungen und werden sich daher entsprechend über die etwas liberaleren Regelungen freuen. Das sind zusammengefasst:

  • Regierung
  • Swiss Casinos Holding AG
  • Tourismus
  • Die Spieler selbst

Regierung

Natürlich sind die Zugeständnisse des Bundesrats nicht alleinig dafür da, ein gutes Marktgleichgewicht zu schaffen. Vielmehr hat die Schweizer Regierung durchaus auch ein eigenes Interesse daran, denn je mehr konzessionierte Spielbetriebe es in der landbasierten oder rein digitalen Variante gibt, desto höher sind auch die dadurch eingenommenen Steuern. Im Jahr 2022 lagen diese bei einer Gesamtsumme von rund 397 Millionen Schweizer Franken.

Nach eigenen Angaben wurde der Großteil davon – die Rede ist von 352 Millionen Schweizer Franken – dem AHV zugewiesen. Hierbei handelt es sich um die Alters- und Hinterlassenenversicherung, die als wichtigstes Vorsorgeinstrument im Land gilt und im Rahmen der Volksversicherung für alle Bürger gleichermaßen greift. Sicher sind die Steuergelder hier gut investiert, dennoch wirtschaftet der Staat mit den erzielten Umsätzen in bald 22 Spielbanken natürlich auch kräftig in die eigene Tasche und wird dafür auch künftig einiges an Kritik einzustecken haben.

Swiss Casinos Holding AG

Der in Zürich ansässige Branchenriese fasst insgesamt vier Casinos unter seinem Dach zusammen – genauer gesagt die Häuser in Pfäffikon, St. Gallen, Schaffhausen und Zürich. Der Wegfall der Dependance in Schaffhausen dürfte zwar schmerzen, dennoch zählt auch ein Online-Casino mit zur Unternehmensgruppe und da viele Ressourcen gebündelt werden können, profitiert sie von zahlreichen Vorteilen.

Tourismus

Die Spielbank-Einnahmen bilden eine wichtige Säule des lokalen Tourismus und sind damit finanziell selbstverständlich auch weiterhin interessant. Gelingt es, die neuen Dependancen erfolgreich zu bewerben, wird dadurch auch weiteres Geld in die Gemeindekassen gespielt.

Spieler

Indem der Staat die verlässliche Kontrolle der Konzessionsvergabe übernimmt und die Betreiberlizenzen strengen Bedingungen unterliegen, wird der Spieler- und Jugendschutz weiterhin hochgehalten. Als Spieler sind die geltenden Regeln klar, was Stabilität und faire Gewinnchancen schafft. Zudem braucht man sich keine Sorgen zu machen, seine erwirtschafteten Gewinne nicht ausgezahlt zu bekommen.

Mit jeder weiteren Spielbank und jedem neuen Online-Casino wächst die Auswahl an spannenden Spieloptionen und damit die Abwechslung. Dennoch kann das so entstehende Angebot natürlich nicht mit dem mithalten, was in anderen Ländern zur Verfügung gestellt wird. Die Verlockung, ausländische, illegale Seiten zu nutzen, existiert damit weiterhin und sollte von der Politik auch mit entsprechenden Kampagnen aufgegriffen werden.

Welche weiteren Entwicklungen gelten als wahrscheinlich?

Es wird sich erst einmal beweisen müssen, ob die geringen Verbesserungen tatsächlich die erhoffte Wirkung zeigen oder sich der Unterschied letztlich kaum niederschlägt. Man muss sich auch bewusst machen, dass mit einem Zeitraum von 2025 bis 2044 für eine wahnsinnig lange Zeitspanne im Voraus entschieden wurde.

Diese wird sicher noch jeder Menge technischem und gesellschaftlichem Wandel unterworfen sein, sodass nötige Anpassungen der getroffenen Bestimmungen im Laufe der kommenden Jahre wohl nicht auszuschließen sind. Zudem wird es technisch immer herausfordernder sein, die Betreiber der Blacklist wirklich dauerhaft zu blockieren. Auch hier ist die Frage, ob man nicht mit sinnvoller Aufklärungsarbeit viel mehr erreichen kann als mit stumpfen Verboten.

Die Gefahr, in eine Spielsucht zu geraten, besteht länderübergreifend und ist selbstverständlich auch bei legal genutzten Spielangeboten real. Da die Zahlen betroffener Menschen leider kontinuierlich ansteigen, ist auch in dieser Hinsicht schnelles Handeln gefragt. Der Einsatz spezieller Software auf Basis Künstlicher Intelligenz kann hier ebenso sinnvoll sein wie die Einrichtung von Sperrdateien, automatisierter Pausen zwischen den Spins und der Einführung von klaren Maximaleinsätzen.