Bad Beats und Pechsträhnen

by | Jul 31, 2018

Poker ist ein Spiel der Emotionen. Zum einen geht es um den Wettkampf mit den Spielern, zum anderen wollen wir damit Geld verdienen. Deshalb lesen wir uns viel an und versuchen neue Strategien. Doch so gut unsere Skills auch sind, das Glück spielt immer mit.

In der Wahrscheinlichkeitsrechnung kommt es zur Anhäufung bestimmter Ereignisse. Mal spielen sie für einen und mal gegen einen. Letztere führen uns schnell an einen Punkt, an dem wir die Pokerwelt nicht mehr verstehen. Wir nennen es Pechsträhnen oder sogenannte „Bad Beats“. Alle Entscheidungen waren richtig und doch gewinnt der Fisch auf der anderen Seite des Tisches den Pot. Im schlimmsten Fall wiederholt sich dies während der Session oder sogar über Tage hinweg, was uns in ein tiefes Loch der Verständnislosigkeit fallen lässt.

Cool bleiben!

Wir sind verärgert, denken über unser Spiel nach oder suchen die Fehler bei der Software. Schlussendlich ist der richtige Umgang mit Bad Beats essentiell für einen erfolgreichen Pokerspieler. Deshalb hier mal ein paar Tipps, die mir helfen nicht TILT zu gehen:

  1. Akzeptieren und weiter spielen. Jede Hand ist neu und anders.
  2. Pechsträhnen sind temporär, wenn das Spielverhalten angemessen war.
  3. Wenn alles nichts hilft, die Session vorzeitig beenden und frische Luft schnappen.
  4. Erst weiterspielen, wenn Poker wieder Spaß macht und keinen Druck ausübt!

Bad Beats oder ganze Pechsträhnen sind selbst für Profis normal. Spieler wie Gus Hansen können ein Lied davon singen und auf den Nosebleed Limits geht es um sechsstellige Beträge und mehr, die binnen weniger Sekunden den Besitzer wechseln. Wir erinnern uns mit Leichtigkeit daran, wenn unsere Asse nach dem All In Preflop mal wieder geschlagen wurden. Doch wir vergessen sehr schnell, wenn die gleichen Asse auf dem Flop zum Drilling und später zum Full House wurden.

Die Wahrnehmung ist verzerrt

Negatives verankert sich somit scheinbar fester in unserem Gedächtnis und dies gilt es zu akzeptieren. Ebenso die Tatsache, dass jede Hand anders ist und wir nach einem vermeintlichen Bad Beat die Situation auch für uns nutzen können. Der Gegner sieht unsere Enttäuschung oder denkt sich diese zumindest und dann kommt die nächste gute Hand, in der wir den TILT ausstrahlen, aber uns innerlich über unser Set freuen, weil es uns einen Teil des zu Unrecht verlorenen Geldes wiederbringt.

Analyse des eigenen Spiels

Das kann ich nicht oft genug betonen und für unser Gewissen ist es ungemein wichtig zu wissen, ob der Fehler selbstverschuldet war oder der Gegner einfach nur Glück hatte. Fakt ist, am Ende gewinnt fast immer derjenige, welcher die Situation richtig eingeschätzt und sich dementsprechend verhalten hat. Wenn bei jemanden lange Zeit einfach nichts richtig laufen will, sollte er sich eine Auszeit nehmen und seine Handhistorie analysieren.

Die meisten Pokerräume bieten hierfür einen Service an, sodass die Daten nur angefordert werden müssen. Spezielle Poker Softwares können extern alle Hände mit verfolgen und Tipps zum Spielen geben. Nur weil man selbst immer die richtigen Hände spielt, heißt das noch lange nicht, dass auch die Situationen korrekt eingeschätzt wurden.

Den Prozess anerkennen

Jeder Spieler kennt Bad Beats und muss dadurch. Wer hier aufgibt, wird niemals erfolgreich im Poker sein. Es ist daher sinnvoll, nicht immer an das Ergebnis zu denken. Viele Spieler erhoffen sich einen steten Geldfluss und rechnen mit einem Aufstieg im Limit zu einer bestimmten Zeit. Verlieren bedeutet nicht immer schlecht gespielt zu haben. Perfekt spielen ist keine Versicherung gegen Bad Beats. Der Prozess dahinter ist aber wichtig, d.h. sich an einem soliden Spiel zu orientieren und den Rest der Wahrscheinlichkeitsrechnung zu überlassen.

Auf Dauer kann der Fisch nicht gewinnen, aber auch er benötigt Erfolgserlebnisse. Denn ohne ihn wäre der eigene Profit nicht möglich, weil er schnell das Interesse am Pokern verlieren würde. Nimmt er dagegen einen ganzen Buy In mit 72o mit, hält er sich für Superman und wird weiter so spielen. Bei ihm verankern sich dann psychologisch gesehen die falschen Muster, welcher nur scheinbar zum langfristigen Erfolg führen.

Fazit: Bad Beat Situationen korrekt zu beurteilen

Wichtig ist also, die Bad Beat Situationen korrekt zu beurteilen. Wurde alles richtig gemacht und die Wahrscheinlichkeiten nicht falsch eingeschätzt? Zu oft All In, wenn Zurückhaltung angebrachter wäre? Es ist wichtig das eigene Spiel stets zu überprüfen, statt dem Gegenüber die Schuld zu geben oder womöglich noch ausfallend zu werden. Bad Beats gehören zum Poker wie Aktien-Crashs zur Börse und gute Anleger erholen sich davon auch wieder, schlechte geben einfach auf!