Tells – Poker Psychologie

by | Jan 31, 2021

Das englische Wort „Tell“ steht für einen Hinweis beim Gegner, der uns seine Handstärke erahnen lässt. Geübte Spieler erkennen eine zittrige Atmung oder die winzige Erweiterung der Pupillen, wenn jemand ein Monster ausgeteilt bekommen hat. Wer so etwas erkennt, der hat einen „Read“ auf denjenigen. Es gibt bei den Poker-Tells die emotionalen, die technischen und die vorgetäuschten Hinweise.

Denn außer der Atmung, den Augen und der restlichen Körpersprache, können wir unsere Mitspieler mit ihrem Setzverhalten beurteilen. Es gibt Spieler die in 9 von 10 Fällen Preflop erhöhen und jene die fast nie den Flop sehen wollen. Falls doch, dann haben sie eine starke Hand und aufgrund der vorherigen Vorsicht, gehen alle anderen raus. Man sollte sich daher zu jeder Zeit seines Table Images bewusst sein und dieses nach Bedarf ändern. Gerade beim Online Poker kann man fast nur technische Tells erkennen, ausgenommen jemand tiltet im Chat.

Täuschung ist wichtig

Den Gegner lesen können und dabei selbst nicht lesbar sein, das ist die ideale Vorstellung bei jeder Session. Doch gerade wenn die Mitspieler nichts über sich preisgeben wollen, ist man selbst mit entsprechender Varianz gefordert. Was uns zu den vorgetäuschten Tells bringt. Solange diese einen nicht vom eigentlichen Spiel abbringen, sind folgende Beispiele möglich:

  1. Die Einsätze Preflop variieren und auch mal eine schlechte Hand raisen.
  2. Mit den anderen Spielern Hände auswerten, obwohl es keinen Sinn hat.
  3. Stark auftreten, wenn man eine schwache Hand hält und umgekehrt.
  4. Nervosität, übermäßiges Lachen und andere Signale setzen.
  5. u.v.m.

Was ist Täuschungsmanöver, was echte Emotion?

Poker Tells und die Psychologie dahinter stehen immer in einer Wechselbeziehung. Der eine zeigt diese Hinweise, der andere kann sie lesen. Doch meint es der Tell-Geber auch ernst oder täuscht er es nur vor? So gesehen, befinden wir uns stets unter Beobachtung und sind gleichzeitig ebenfalls ein Analyst an der Front.

Manch einer wird vor dem All In Raise plötzlich redselig, andere verstummen dagegen, obwohl sie vorher kaum Luft zwischendurch geholt haben. Der Gegner zeigt Desinteresse am Flop und ist dann plötzlich dabei bzw. called nur, dann hat er mit hoher Sicherheit ein Monster und wollte es nur verbergen. Andere zeigen Euphorie um ihre Hand stärker zu machen als sie tatsächlich ist. Eine ungewöhnlich lange Bedenkzeit macht die anderen womöglich nervös und kann gleichzeitig ein Indiz für eine schwache Hand sein, von der jemand einfach nicht lassen kann.

Das Fazit aus allem ist: Ein Poker Tell genügt nicht. Es geht viel mehr um das große Mosaik, welches sich mit jedem Hinweis langsam vervollständigt. Poker sollte deshalb nur mit voller Aufmerksamkeit gespielt werden. Wer schnell abgelenkt ist, verpasst wichtige Informationen und sagt damit selbst viel über sich aus.

Hier ein paar typische Tells aus dem Pokerspiel:

  • Zittrige Hände, unruhige Stimme
  • Das „Geraderücken“ am Tisch signalisiert plötzliche Aufmerksamkeit
  • Ein Hin- und Herrutschen auf dem Stuhl
  • Wiederholter Blick zum Chipstapel
  • Das Spielen mit den Fingernägeln, den Haaren, der Brille etc.
  • Viel Sprechen oder langes Schweigen
  • Ungewöhnliches schnelles Callen, Raisen oder Checken
  • Wiederholte Kontrolle der Karten (unkonzentriert)

Ich kann den Fakt der vollen Aufmerksamkeit gar nicht genug betonen! Wer online oder im Casino spielt, sollte sich nicht zwischendurch ablenken lassen. Essen und Trinken sind ok, aber mit dem Smartphone die E-Mails mal eben checken oder am PC nebenbei einen Film schauen ist fatal. Die Chance auf Informationen wird verpasst und wenn die Zeitbank ständig zu piepen beginnt, wissen die anderen, dass derjenige nicht wirklich am Pokerspiel interessiert ist.

Eine Poker Software nutzen

Psychologie hin oder her, es ist online nicht möglich alle Spieler gleichzeitig zu beobachten. Spätestens beim Multi-Tabling verliert jeder die Übersicht. Poker Softwares sind umstritten, aber werden von fast allen Pokerräumen akzeptiert. Sie erfassen eine Fülle an Daten von jedem Spieler der uns schon einmal virtuell gegenüber saß. Die wichtigsten Indikatoren sind die bis zum Flop gespielten Hände, wie oft erhöht wurde und ob ein Spieler gerne den Showdown anstrebt. Sitzt uns der Spieler erneut gegenüber, weiß die Software sofort Bescheid und wir müssen uns nicht erst auf ihn einstellen.

Um solche Poker Softwares auszutricksen, ist einiges an Geschick gefragt. Das Variieren der Einsätze, das Bluffen und ein generell gut gemischtes Spielverhalten sind wichtig. Dann kommt die Statistik ordentlich durcheinander und wir selbst werden weniger lesbar.

Fazit

Poker ist ein faszinierendes Spiel mit vielen Facetten. Online wie offline gibt es jede Menge Informationen, welche wir über unsere Mitspieler sammeln können. Wer dies nicht tut, verpasst einen wichtigen Vorteil. Dies kann der Grund für ausbleibende Gewinne sein!

Unachtsamkeit ist der größte Feind, denn selbst in den Micro Limits ist davon auszugehen, dass ein aufmerksamer Spieler am Tisch sitzt. Vielleicht benutzt er sogar eine Poker Software zum Tracken der wichtigsten Informationen. Abgelenkt sein wird dann zu einer kostspieligen Angelegenheit.