Ist Poker ein Glücksspiel?

by | Jul 31, 2018

Die Frage ob Poker ein Glücksspiel ist, mag den aktiven Pokerfreund in der Onlinearena relativ wenig interessieren, doch rechtlich ist sie von extremer Bedeutung. Lautet die Antwort „Ja“, ist der Staat durchaus berechtigt, entsprechende Pokerturniere zu verbieten. Geht der Trend hingegen in Richtung „Geschicklichkeitsspiel“, dann wäre ein Verbot nicht möglich. Der Pokern wird mittlerweile, zumindest in einigen Ländern, als vollwertiger Sport angesehen. Ob man den Kartenklassiker aber nun tatsächlich mit Fußball oder Eishockey vergleichen kann, sei dahingestellt.

Fakt ist, die Geister scheiden sich an dieser Frage extrem. Natürlich kann der Faktor „Glück“ nicht ganz ausgeschlossen werden, denn wenn Sie permanent nur „schlechte“ Hände bekommen, hilft auch die beste Spielstrategie nichts. Trotzdem können Sie mit dem entsprechenden System, fachspezifischem Wissen und vor allem rechtzeitigen Folden noch Gewinne einfahren bzw. Verluste minimieren.

Die Definition des klassischen Glücksspiels besagt, dass der Einsatz und der daraus resultierende Gewinn nicht beeinflussbar sind. (Roulette, Lotto). Beim Pokern ist diese Voraussetzung jedoch nicht gegeben.

Verwaltungsgericht Leipzig: Poker kein Glücksspiel

Anfang 2014 hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig entschieden, dass Poker nicht als Glücksspiel eingestuft werden kann. Positiv an der Verhandlung war, dass der Richter Klaus Rennert dabei einen einfachen, aber nachvollziehbaren Vergleich gebracht hat. Er selbst habe im Alter von 12 Jahren Skat erlernt und halte sich selbst für einen „guten“ Spieler. Süchtig nach Skat sei er aber noch lange nicht. Wichtig sei, so das Urteil, dass kein direkter Zusammenhang zwischen den Turniergebühren respektive den Einsätzen und dem möglichen Gewinn besteht. Genau an dieser Stelle kann man die Rechtssprechung natürlich beidseitig auslegen. Fakt ist, das Poker selbst kein Glücksspiel ist. Die abschließende Beurteilung kann erst nach der Analyse des Spielumfeldes erfolgen.

Poker Glücks- oder Geschicklichkeitsspiel ?

Auch die Universität in Hamburg hat sich mit der Frage Glücks- oder Geschicklichkeitsspiel beschäftigt. Dabei wurde das Gaming nicht anhand einer künstlichen Umgebung untersucht. Grundlage der Studie waren Hand-Historien aus dem Online Pokerbereich. Wir zitieren aus der Studie der Wissenschaftlicher:

„In unserer empirischen Untersuchung kommen wir zu dem Schluss, dass es sich beim Poker eher um ein Geschicklichkeitsspiel als um ein Glücksspiel handelt. Jedoch ist dieses Ergebnis stark abhängig von der Stichprobe, da sich die Geschicklichkeitsdifferenz zwischen den Spielern im Zeitablauf aufgrund von Lerneffekten der Spieler und der Zuwanderung unbedarfter Spieler ändert. Bei einer anderen Stichprobe könnte die Differenz der Geschicke der Spieler daher geringer sein. …… Poker liegt daher im Kontinuum zwischen Glücks- und Geschicklichkeitsspiel und seine Klassifizierung als Glücks- oder Geschicklichkeitsspiel bleibt eine politische Frage mit der damit verbundenen Lobbyarbeit und Rechtsunsicherheit. Für den Gesetzgeber sollte bei der Entscheidung zur Regulierung von Spielen ohnehin nicht entscheidend sein, ob das Spielergebnis vom Glück oder vom Geschick abhängt, sondern vielmehr, ob das Spiel sozialschädlich ist. Die nächste Herausforderung ist daher eine Glücksspieldefinition, die alle sozial schädlichen Spiele abdeckt und nicht zu Rechtsunsicherheit führt.“

Den Wink an die Politik halten wir für sehr wichtig, denn hier muss eine klare Definition geschaffen werden.

In Österreich Poker seit 2010 als Glückspiel eingestuft

Abschließend möchten wir einen kleinen Blick nach Österreich werfen. Hier galt Poker viele Jahre als Geschicksspiel wurde jedoch 2010 als Glücksspiel eingestuft. Diese Entscheidung kassierte der Verfassungsgerichtshof (VfGH) jedoch ein. „Die Regelungen im Glücksspielgesetz zum Pokern sind verfassungswidrig“, so die Richter. Damit gilt in der Alpenrepublik wieder die alte Rechtslage. Wissen muss man in diesem Zusammenhang, dass die Österreicher auch die Sportwetten als Geschicklichkeitsspiel einstufen, obwohl dort der Faktor Glück vermutlich am Ende sogar noch höher ist.